Susanne Urban
Anglerstraße 8
Das Innenleben eines Glas Schussers könnte man malerisch, grafisch, metaphorisch, symbolisch, philosophisch oder humorvoll begreifen. Oder alles miteinander.
Mein Favorit beim Malen ist die Ölfarbe. Die lässt schmieren, skizzieren, ausformulieren, Farbfasern verweben, verwaschen oder vielschichtig überlagern. Und dann sind da noch deren Geruch und Textur. Auslöser für meine Bildideen sind oft sprachlicher Natur: Ein Begriff, Wortfetzen, Redensarten, eine Songzeile oder der Aufdruck einer Bäckertüte erzeugen Gedankenketten und Wortspiele, die ich in meine Bildwelt übersetze. Zwischen der bildlichen Vorstellung im Kopf und der gedanklichen Ausführung liegt Malen, ein Ort ohne Postleitzahl.
Neuerdings hat es mir die Leinwand Oberfläche angetan, die als Zwischenebene Bildwelt und Realität trennt. So schaut der Betrachter ein Bild an und umgekehrt und zugleich rollen beispielsweise Glas Schusser die Leinwand hinauf und hinunter. Warum das so ist? Das weiß wahrscheinlich nur der Ober-Dada. Und der sagt es keinem.
„Oida Huat“, 2024, Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm Das Selbstbildnis trägt den Titel „Oida Huat“,weil das Münchner Kindl auf dem Kopf ab jetzt kein Gesetzbuch sondern Pinsel hält und mit der anderen Hand segnet es die Schwalben. Wenn man das Geräusch der Schwalben morgens hört, ist es ganz gewiss: Der Sommer kommt, alles neu. Irgendwie gleicht die Porträtierte in ihrem Federkostüm dem Papageno aus Mozart`s Zauberflöte, der Vögel für die Königin der Nacht fängt. Die fliegen um sie herum oder sogar durch sie hindurch. Das Ganze ereignet sich so schnell, dass die gefiederten Tiere fast schon wieder weg sind, bevor man sie malerisch festhalten kann.